NGLV ab 2022 4 zu 3

Herbsttagung des Niedersächsischen Geschichtslehrkräfteverbandes, Hannover, 16.11.2023, Bericht

Die Herbsttagung 2023 war zumindest für die Organisatoren im Vorstand eine denkwürdige, wurden sie doch 36 Stunden vor Beginn der Veranstaltung vom Warnstreik der Lokführer überrascht. Die kurzfristig gefundene Lösung bestand in einem hybriden Veranstaltungsformat, sodass die gut 100 angemeldeten Teilnehmenden sich zur Hälfte auf die Präsenzveranstaltung und auf den freigeschalteten Zoom-Raum verteilten. Hinzu kam die krankheitsbedingte Absage von Jörg Baberowski. So blieb der Vortrag der Braunschweiger Neuzeithistorikerin Professorin Dr. Ute Daniel zum Themar Weimar der einzige externe Beitrag der Tagung.
Die Erforschung der Weimarer Republik, so Daniel, benötige mehr Kulturgeschichte, also eine wahrnehmungsorientierte Erforschung dieser Zeit. Die vielfältigen kulturgeschichtlichen Zugänge würden allerdings ein Problem mit sich bringen: In den letzten Jahren seien zahlreiche ertragreiche Fall- und Detailstudien entstanden. Diese würden sich aber von einer Gesamtdeutung immer weiter entfernen – und genau dies setzte sich ihr Vortrag zum Ziel, der den Versuch unternahm, die kulturgeschichtliche Herangehensweise auf die politische Geschichte Weimars anzuwenden und somit klassische Themen der Weimarforschung anders aufzubereiten. Konkret ging es dabei um – Steuern.
Ein zentrales Ergebnis der neueren Weimarforschung, so Daniel, sei der Abschied von einer deutschen Sondergeschichte. Die Nachkriegszeit, die in der Forschung oftmals eher als Zeitalter der Deglobalisierung nach den Jahrzehnten des Imperialismus angesehen wird, sei vielmehr eine Zeit der Explosion von Transnationalität und Internationalität. Nie zuvor sei die Verflechtung der Staaten so groß gewesen. Man verstehe insofern die Weimarer Republik nur, wenn man die Politik nicht isoliert betrachte.
Eine Bemerkung des republiktreuen preußischen Juristen Arnold Brecht aufgreifend, wandte sie sich dann der Frage zu, warum die Weimarer Republik trotz zahlreicher Gefährdungen immerhin 14 Jahre bestand und nicht früher endete. Ihre zentrale These lautete, dass die zentrale Schwäche des Weimarer Staates darin gelegen habe, kein ausreichend hohes Steuereinkommen zu generieren. Weimar habe die höheren Einkommen zu wenig belastet und daher zu wenig umverteilt.
Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs seien alle Staaten Steueroasen gewesen, die Reiche privilegiert hätten. Die Staaten seien insofern schon vor 1914 prekär finanziert gewesen. Ihre Hauptaufgaben hätten sie in der Außenpolitik, Rüstung und Sozialpolitik gesehen. Das schuf mit Kriegsbeginn 1914 Probleme: Für Zinsen, die Veteranenversorgung und die Umstellung der Wirtschaft seien seither enorme Kriegskosten angefallen. Alle Regierungen seien dabei davon ausgegangen, dass diese Kosten nach Kriegsende den Besiegten aufgebürdet werden würden. Gemeinsames Ziel sei jeweils ein Zurück zum geringen Steuerniveau gewesen. Preußische Konservative hätten höhere Steuer- und Abgabenlasten jederzeit abgelehnt, auch als sich die Staatsausgaben, etwa infolge des Wettrüstens, vermehrten. Die europaweit grassierende Schutzzollpolitik habe das Ziel gehabt, das Ausland zu besteuern („taxing the foreigner“). So hätten auch die britischen Konservativen eine sehr erfolgreiche Kampagne gegen die liberalen Bemühungen der Zwanzigerjahre, Steuererhöhungen durchzusetzen, lanciert. Desgleichen in Frankreich: Dort erschoss 1914 die Gattin des linken Finanzministers Caillaux den Chefredakteur des konservativen „Figaro“, der eine Kampagne gegen ihren Mann führte (und wurde freigesprochen). Für deutsche Konservative war die Steuerfrage eine Systemfrage (Graf Westarp). Hier war das System responsiv entgleist: Parteien, die Steuererhöhungen befürworteten, sägten sich den Ast ab, auf dem sie saßen. Die Regierung, so fanden die Konservativen zur Unterstützung ihrer Position, dürfe sich nicht auf Massengunst stützen.
Auf die Frage, wie der Staat zu finanzieren sei, hatten die Konservativen allerdings keine Antwort. So wuchsen sich die Zwanzigerjahre international zunehmend zu einer unglücklichen Geschichte der Konservativen aus. Zwei Charakteristika befeuerten die Kämpfe: Zum einen die breiteren Wahlrechte nach 1918. Sie beförderten die Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit über die Frage, ob es staatlicherseits Verbesserungen zugunsten des Sozialstaates geben solle. Verknüpft war diese Frage zudem mit der der Reparationen und den Schulden der Alliierten bei den USA. Alles hing hier zusammen und das Thema verband Innen- und Außenpolitik.
Als der Reichstag am 19.8.1924 über die Annahme des Dawes-Plans abstimmte, nachdem die Finanzierung des Ruhrwiderstandes die deutsche Währung hatte in Rauch aufgehen lassen, hing alles vom Verhalten der DNVP ab. Die war gespalten: Realos waren bereit zum Nachgeben, Fundis dagegen. Zwar wurde das entsprechende Gesetz angenommen, aber ein welthistorischer Moment war, wie der anwesende Harry Graf Kessler bemerkte, damit nicht verbunden. Die folgenden „Goldenen Jahre“ der Weimarer Republik hatten ihren Grund im Zustrom ausländischer Kredite. Doch der irreparable Schaden war längst geschehen: Die Reparationsfrage hatte den ohnehin schwach legitimierten deutschen Staat nachhaltig diskreditiert. Deutsche Reparationen sollten bei den Alliierten zur Abtragung der Kriegsschulden eingesetzt werden. Die Steuersätze in Deutschland lagen aber nicht über denen der Siegermächte und Dawes selbst hatte gefordert, die Reichen in Deutschland höher zu besteuern. Mehr noch: Steuerhinterziehung wurde zum deutschen Kampfsport. Die Weimarer Republik hätte ein Aufgebot aller Kräfte für einen solide finanzierten Staat benötigt. Doch niemand wollte für Reparationen arbeiten und Steuern zahlen. Diesem Dilemma sollte der Staat nicht entkommen. Die Regierungen waren stattdessen darauf fixiert, die staatlichen Leistungen aus dem vorhandenen Steueraufkommen zu bestreiten. Daher gab es schon lange eine Deckelung der Staatsausgaben. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde daher die Vorkriegszeit der Sehnsuchtsort aller, die für einen schlanken Staat und geringe Steuern eintraten.Der Dawes-Plan habe Deutschland nicht überfordert, zumal es eine internationale Anleihe erhielt. Auch die Reparationen waren für Deutschland nicht das Problem, sondern, so der Publizist Leopold Schwarzschild 1932, die Höhe des Volkseinkommens. Mit seiner Austeritätspolitik strebte Brüning hauptsächlich das Ende der Reparationen an und weigerte sich aus diesem Grunde, die Wirtschaft zu stärken. Keine deutsche Regierung wollte ihre parlamentarische Basis verlieren, indem sie etwa die Erbschaftssteuer erhöhte. Die Steuern stagnierten im internationalen Mittelfeld. Daher blieben Haushaltsdefizite an der Tagesordnung.
Bereits Ende 1925 forderten Vertreter der deutschen Industrie vom neugewählten Reichspräsidenten Hindenburg die autoritäre Umgestaltung des Systems, der Hindenburg nicht abgeneigt war. Zunächst sprang jedoch die Konjunktur infolge des Dawes-Plans an – mit den bekannten positiven Folgen für die Jahre bis 1929. Mit dem Zusammenbruch der Weltwirtschaft steckte Deutschland dann in der bekannten Schuldenfalle, nachdem die ausländischen Anleihen abgezogen wurden. Hätte nun die Ausschaltung der Parteien früher stattgefunden, wäre die Situation eine andere gewesen: Wäre 1925 der Umbau zu Präsidialregierungen erfolgt, wären der autoritäre Präsident und sein Kanzler und nicht die parlamentarische Demokratie gescheitert. Von 1924 bis 1929 dispensierte der Zufluss von Kapital aber vorerst den Ruf nach einer autoritären Regierung. Deren Befürworter warteten daher ab. Erst 1929/30 konnte sich eine nationale Regie­rung über den Parteien gut in Szene setzen. Da inzwischen auch die NSDAP gegen die Folgen von Versailles protestierte, versuchte Brüning sie zu stoppen, indem er sie rechts überholte.
Der nahtlose Übergang zur postparlamentarischen Regierungsform war möglich, weil dem Parlamentarismus die Legitimation von langer Hand fehlte. Die meisten Gruppierungen tolerierten ihn nur bisweilen.
Am 20.2.1933 empfing Hitler wiederum Großindustrielle – wie Hindenburg acht Jahre zuvor. Auch ihm trugen sie die Forderung nach einem schlanken Staat vor; doch Hitlers Kanzlerschaft hatte das Gegenteil zur Folge: einen extrem teuren Staat. Und diesmal gab es keinen Widerstand der Steuerzahler.
Staaten sollten sich daher niemals im Ausland verschulden. Ressentimentkulturen wie die gegen den Versailler Vertrag stellten eine Gefahr für die Demokratie dar, da sie aus dem Ruder laufen können. Jeder Staat tue gut daran, für ein geregeltes Steueraufkommen zu sorgen.

Da Professor Dr. Jörg Baberowski wie gesagt krankheitsbedingt verhindert war, wurde einer der für den Nachmittag vorgesehenen Workshops auf den zweiten Platz des Vormittags vorgezogen. Der Vorsitzende stellte darin in einem Impulsvortrag einige Überlegungen zur Zukunft des Faches und seines Curriculums vor, dessen Novellierung in nicht allzu ferner Zukunft auf die Tagesordnung rücken dürfte.
Er stellte zunächst die veränderten Rahmenbedingungen vor. War das Gymnasium ein unhinterfragter Ort der Ausbildung gesellschaftlicher Eliten und in zunehmendem Maße aufstiegswilliger Nachrücker, die sich indes bereitwillig den Ansprüchen einer bewusst unpolitisch definierten gymnasialen Bildung unterordneten, so habe sich dies mit der enormen Ausweitung der Abiturquote fundamental geändert. Innerhalb einer heterogenen Schülerschaft mit völlig unterschiedlichen kulturellen und sozialen Hintergründen bis hin zur fehlenden Sprachkompetenz sei auch die Akzeptanz gymnasialer Tugenden, die früher die Arbeit erleichterten, auf dem Rückzug. Gewährte das humanistische Gymnasium dem Leistungsbereiten Bildungschancen, so werde heute dessen selektive Rolle in den Vordergrund gerückt – mit der Folge, dass es sich in einer defensiven Rolle wiederfinde und seine Anforderungen zunehmend aufgeweicht würden. Bei der Leistungsbewertung sei die Beweislast heute umgekehrt: War früher der Schüler aufgefordert, seine gymnasiale Eignung nachzuweisen, solle es heute Schüler verschiedenster Leistungsfähigkeiten adäquat beschulen.
Einordnen lasse sich die Entwicklung unter anderem in das Gegensatzpaar von Generalisierung und Singularisierung, wie der Soziologe Andreas Reckwitz es herausgearbeitet hat. Dem Trend der Nachkriegsgesellschaft zu Standardisierung und Vereinheitlichung entspreche die Tendenz der Spätmoderne, maßgeschneiderte, individuelle Performanzen zu ermöglichen. So sei an die Stelle der auf Vereinheitlichung drängenden unumstößlichen Normen früherer Jahrzehnte nun das Gebot individueller Förderung getreten (auch wenn dieses in der politischen Rhetorik im Zeichen des Lehrermangels deutlich an Momentum verloren habe).
Weitere entgrenzende Impulse würden von der Digitalisierung ausgehen. Die relative Monopolstellung der Wissensvermittlung sei durch die digitalen Medien nachhaltig unterlaufen. Das Unterrichtsgeschehen konkurriere auf den sogenannten Attraktivitätsmärkten mit zahlloser Konkurrenz, gegen die es sich schwerlich durchsetzen könne. Im Zeichen der digitalen Referenzen und der Singularisierung erfolge die Kuratierung der eigenen Individualität gerade abseits unterrichtlicher Standards. Gemeinschaft werde in kurzlebigen Neogesellschaften gesucht, wodurch die schulische Lerngemeinschaft ebenfalls an Bedeutung verliere.
An diese Entwicklungen schlössen sich auch spezifische Veränderungen für das Fach Geschichte an: Der dem kulturellen Gedächtnis entsprungene Kanon werde als unzulässige Bevormundung empfunden, dem zahllose andere Identitätsangebote in den Weiten des World Wide Web gegenüberständen. Die Gegenwartsorientierung der sozialen Medien sei tendenziell geschichtsvergessen. Geschichte verliere daher an Bedeutung. Zugleich liege hier aber auch eine Chance, indem historische Bildung womöglich als Alleinstellungsmerkmal erkannt und entwickelt werden könnte. Grundsätzlich bedeute die Algorithmisierung der individuellen Wirklichkeiten aber eine weitere Erschwernis für den (Geschichts-)Unterricht. Eine weitere Baustelle sei der Umgang mit Internetmaterialien, die zunehmend unkritisch rekombiniert würden. An die Stelle individueller Leistungen und gründlich entwickelter Produkte sei ein oberflächlich reorganisiertes Copy and Paste getreten. Die künstliche Intelligenz bilde dessen Ausbaustufe.
Was bedeute all dies nun für die Entwicklung zukünftiger Kerncurricula? Die Optionen hierfür seien denkbar gegensätzliche. Denkbar sei zum einen eine weitere inhaltliche Entkernung der Lehrpläne in Richtung auf die Vermittlung von Basiskonzepten und Methodenkompetenzen, also der Grammatik historischen Denkens, die an jeweils ad hoc individuell bzw. aus der Aktualität zu bestimmenden Inhalten zu erwerben seien. So trage man der Individualisierung der Begegnung mit Geschichte Rechnung und nehme den Kampf um die Aufmerksamkeit der Lernenden auf. Die zweite Option sei die denkbar entgegengesetzte: Rekanonisierung in Gestalt einer gezielten Vermittlung historischen Wissens mit dem Ziel der Dissoziation des kollektiven Gedächtnisses durch Schaffung eines gemeinsamen Wissens- und Kenntnisfundaments inhaltlicher Natur entgegenzuwirken. Aber wie solle der neue Kanon aussehen? Eine stärker global perspektivierte oder eine westlich zentrierte Narration? Sei es heute überhaupt noch möglich, Inhalte konzentrisch anzuordnen oder müsse man sich ein größeres Maß an Exzentrizität verordnen?
An den Vortrag schloss sich eine rege Diskussion zu allen Facetten des Fachunterrichts und seiner Probleme an, die auch die Abiturprüfung einbezog. Dabei wurden für alle der genannten Optionen Argumente vorgetragen. Deutlich wurde: Fragen dieser Art werden auf lange Sicht Streitpunkte bleiben.

Das Nachmittagsprogramm begann, wie es der Brauch ist, mit der Ehrung der Preisträger des Jahrespreises 2022 der Henning von Burgsdorff Stiftung zur Förderung des Geschichtsunterrichts. Ausgezeichnet wurden Lena Gottwald, Ulf Rosenfeld und Dr. Britta Wehen-Peters (Oldenburg) für die Planung und Durchführung des Oldenburger Erinnerungsganges am Gymnasium Eversten in Oldenburg. Einen zweiten Preis erhielt Dr. Thomas Droste für seine langjährigen Auschwitzfahrten mit Schülern der Oberschule Seesen, zu denen er jeweils ein wechselndes, anspruchsvolles Begleitprogramm vor Ort entwickelt.

Nachdem der erste Workshop bereits im Vormittagsprogramm Platz gefunden hatte, erfreute sich Axel Ehlers mit seinem Workshop „Zwischen Faszination und Phobie“ zur Rezeption der Oktoberrevolution in der Weimarer Republik ungeteilter Aufmerksamkeit. Der Workshop zeigte Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen den Rahmenthemen 1 und 3 im Abitur auf. Nach einem Überblick über einschlägige Literatur und Quellensammlungen ließ der Referent Deutungen des roten Oktober quer durch die Weimarer politischen Lager Revue passieren. Über die politische Linke hinaus erkannten zahlreiche, auch bürgerliche Stimmen die revolutionären Umwälzungen in Russland als politische und gesellschaftliche Erneuerung und teils als notwendigen oder zumindest als bewundernswerten Aufbruch an. Journalisten wie Alfons Paquet („Rom oder Moskau“) erhofften sich auf der Grundlage einer romantischen Russlandbegeisterung beispielsweise eine grundlegende sittliche Erneuerung Europas durch die Oktoberrevolution. Die gemäßigte Linke übte jedoch auch deutliche und grundsätzliche Kritik an den Methoden der Bolschewiki, wie am Beispiel von Karl Kautsky („Die Diktatur des Proletariats“) demonstriert wurde, Für die deutsche Sozialdemokratie war die Oktoberrevolution kein Vorbild, sondern ein Schreckbild, dessen bedrohlicher Charakter unter anderem unter Verweis auf das brutale Vorgehen der Roten Armee im Baltikum hervorgehoben wurde (z. B. durch Erich Köhrer). Die Kultivierung einer Furcht vor dem Bolschewismus war im Übrigen ein Mittel zu Abgrenzung von der im Ganzen moskautreuen KPD. Für die Reichsregierung sei der Antibolschewismus zudem ein Teil der Staatsräson gewesen, um den Sorgen der Alliierten vor einer möglichen Sowjetisierung Deutschlands entgegenzutreten. Daher seien auch rechtsradikale Organisationen wie die „Vereinigung zur Bekämpfung des Bolschewismus“ oder die „Antibolschewistische Liga“ insbesondere in der Gründungsphase der Republik geduldet oder sogar unterstützt worden. Auf die Tätigkeit derartiger Propaganda-Organisationen gingen zahlreiche der typischen antibolschewistischen Plakatdarstellungen dieser Jahre mit ihrer expressiven motivischen Drastik zurück. Mit der Förderung antibolschewistischer Affekte leisteten die republikanischen Parteien aber zugleich der Propaganda der extremen Rechten Hilfestellung, die dadurch zumindest teilweise legitimiert wurde. Auf der extremen Rechten bestand einerseits ein gehöriges Maß an Faszination für die scheinbare Vitalität und den Machtwillen der Bolschewiki, andererseits wurde der ideologische Gegensatz scharf herausgestellt, bis hin zu den stark antisemitisch codierten Invektiven des NS-Ideologen Alfred Rosenberg („Pest in Russland“). Der Begriff „Bolschewismus“ – und damit auch der Verweis auf die Oktoberrevolution – habe sich schließlich zu einer „universellen Metapher“ (Gerd Koenen) für Verfall und Chaos gewandelt, der auch völlig losgelöst von Bezügen zur tatsächlichen Herrschaft der Bolschewiki als Kampfbegriff genutzt wurde.

Auf der anschließenden Mitgliederversammlung wurden der gesamte Vorstand und die beiden Kassenprüferinnen in ihren Ämtern bestätigt.

Programm:

9.15-9.45 Uhr

Ankunft, Kaffee

9.45-10.00 Uhr

Begrüßung

10.00-11.15 Uhr

Professorin Dr. Ute Daniel (Braunschweig)

Weimarer Verhältnisse? Historische Lektionen für unsere Demokratie
(Verbindliches Wahlmodul 13.1)

11.30-12.45 Uhr

Professor Dr. Jörg Baberowski (Berlin)
Die russischen Revolutionen 1917

(Verbindliches Wahlmodul 12.1 ab Abi 2025)

12.45-14.15 Uhr

Mittagspause

14.15-14.30 Uhr

Ehrung der Preisträger der Henning von Burgsdorff

Stiftung (Jahrespreis 2022)

14.30-15.45 Uhr

Parallele Workshops (Änderungen vorbehalten)

I: Dr. Johannes Heinßen:

Wie weiter? Geschichtsunterricht heute zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Abseits hochgemuter Verlautbarungen über die Bedeutung und Wichtigkeit des Faches Geschichte dominiert im Unterrichtsalltag bisweilen die Tristesse. Die Veränderungen der Unterrichtsvoraussetzungen (u.a. Schülerschaft, Medien) lassen die Absichten und Ziele der Kerncurricula oftmals abgehoben erscheinen. Der Workshop möchte nach einem Impulsvortrag den Austausch über diese Problematik suchen und mögliche Leitlinien für die zukünftige Lehrplanentwicklung diskutieren.

II: Dr. Axel Ehlers:
Zwischen Phobie und Faszination. Die Rezeption der Oktoberrevolution in der Weimarer Republik als möglicher Semesterübergriff von RT 3 zu RT 1, mit Materialbeispielen

15.45-17.00 Uhr

Mitgliederversammlung des NGLV mit Wahlen