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Stellungnahme des NGLV zum Mord an einem französischen Kollegen

Mit Abscheu und Entsetzen, vor allem aber mit großer Trauer haben wir vom feigen Mord an unserem französischen Kollegen Samuel Paty erfahren. Samuel Paty stand für einen modernen Geschichtsunterricht, der Werteorientierung ernst nimmt und die Grundlagen für die mündige Teilhabe am Leben in der friedlichen Zivilgesellschaft legt. Sein Mörder steht für das genaue Gegenteil: für Denkverbote, Unterdrückung und Bevormundung.

Die Ereignisse vom 16.10.2020 in Paris zeigen aufs Neue die Bedeutung politischer Bildung, wie sie in erster Linie an allgemeinbildenden Schulen vermittelt werden muss. Die Meinungsfreiheit des Einzelnen basiert auf einem Menschenbild, das von Respekt und Toleranz, aber auch von einem umfassenden individuellen Freiheitsverständnis geprägt ist. Unterschiedliche Meinungen fußen dabei auf einem Konsens gemeinsamer, unentbehrlicher Grundüberzeugungen. Religion ist Privatsache; zugleich ist sie, wie jede Form der Weltdeutung, in den Gesellschaften Europas immer auch ein kulturelles Phänomen, das als solches beschrieben und gedeutet werden darf und soll. Dies zu akzeptieren ist notwendiger Bestandteil gelingender Integration.

Geschichtsunterricht als wesentlicher Bestandteil politischer Bildung in der Schule ist den gesellschaftlichen Werten verpflichtet, die Christentum, Humanismus und Aufklärung sowie die liberalen, demokratischen und sozialen Freiheitsbewegungen hervorgebracht haben. Sie gegen jede Form von Extremismus, von links, rechts oder von Seiten des religiösen Fundamentalismus, zu verteidigen ist seine Aufgabe.

 

18.10.2020
Dr. Johannes Heinßen
Vorsitzender des Niedersächsischen Geschichtslehrerverbandes

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